Pressemitteilung BV-Unterfranken 05/00 vom 08.05.2000

GEW macht "schule anders":

Wissenschaftler fordert "Schule der Feier"

Der Erlangener Erziehungswissenschaftler Oskar Seitz hat vor Lehrkräften aller Schularten am Wochenende eine "Schule der Feier" gefordert. Damit wendet er sich gegen die derzeitige Auffassung von einer Lernschule, in der Erziehung eine zu geringe Rolle spiele. Die Schule in Bayern fördere eher die Konkurrenz der Einzelnen, deren Anonymität, statt die Gemeinschaft zu betonen und soziales Lernen zu ermöglichen. "Gegen gesellschaftliche Entwicklungen ankämpfen zu müssen, ist eine Sisyphos-Arbeit.", sagte Seitz. "Aber wir müssen in der Schule wieder erziehen." Eine Möglichkeit dazu sei die Feier in der Schule.

An vielen Beispielen zeigte er Feiern in der Schule auf, die ihren pädagogischen Wert entfalten. Dazu sollten sie für die Kinder und Jugendlichen bedeutsam sein, sie emotional anrühren und im Zusammenspiel aller Beteiligten entstehen. Feiern, wie Morgenkreis, Wochen- oder Monatsabschlussfeiern, sollten keine große Sache sein, sondern Teil des Schullebens, das die Kinder und Jugendlichen selber gestalten. "Feiern ist Erleben von Gemeinschaft in der Gemeinschaft durch Gemeinschaft.", so Seitz.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) beging mit der Veranstaltung "Feste feiern" das zehnjährige Bestehen der reformpädagogischen Reihe "Schule anders" in Sommerhausen bei Würzburg. Mit der Ehrenurkunde der Bayern-GEW ehrte der GEW-Bezirksvorsitzende Albrecht Sylla den Initiator und Mentor der Reihe Rudolf Brandenstein für sein reformpädagogisches Engagement, das auch seitens der Schulaufsicht Anerkennnung genießt.

Am Rande der Veranstaltung verlieh der Leiter des Institutes für Reformpädagogik der Universität Freiburg, Prof. Willy Potthoff, Diplome seines Institutes an unterfränkische Lehrkräfte. Diese hatten dafür unter der Leitung von Rudolf Brandenstein reformpädagogische Theorie mit der Praxis verbunden. Brandenstein wurde von Potthoff besonders gewürdigt. Was dieser für den Gedanken der Reformpädagogik geleistet habe, sei bemerkenswert. "Ich bin vor allem wegen Rudolf Brandenstein hierher gekommen.", sagte Potthoff.

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