"In der Hauptschule können wir was lernen"

WÜRZBURG Der Würzburger Hauptschultag wollte verdeutlichen, dass diese Schulform für viele Kinder und Jugendliche die bessere Alternative ist.

VON LUDWIG SANHÜTER

"In der Hauptschule können wir was lernen - lernend wird die Welt entdeckt - macht euch um mich keine Sorgen", hieß es im Lied, mit dem die Band der Hauger Schule den Würzburger Hauptschultag einleitete. Er sollte die Entfaltungsmöglichkeiten verdeutlichen, die diese Schulform bietet, sowie einen Beitrag zur richtigen Schullaufbahn-Entscheidung leisten, so der Veranstalter, die Regierung von Unterfranken.

Ganz international begrüßten Jugendliche aus 16 Nationen in ihren Muttersprachen die Gäste in der Hauptschule Würzburg-Heuchelhof. Insgesamt 800 Interessierte kamen. Am Nachmittag zeigte ein "Markt der Möglichkeiten" die ganze bunte Palette modernen Lehrens und Lernens.

Bayerns Staatsministerin für Unterricht und Kultus, Monika Hohlmeier (CSU), betonte in ihrem Festvortrag, auch wenn die Hauptschule mit Klischees behaftet sei und manchmal unter "Depressionen" leide, sei sie keine Rest-Schule, sondern solle sich als Schule mit eigenständigem Profil entwickeln. Jedem Kind solle sein für ihn geeigneter Schulweg geboten werden. Der Erfolg einer Gesellschaft h;'nge nicht nur von ihren Akademikern ab. Hohlmeier: "Bayern hat mit 38 Prozent die meisten Hauptschüler und die wenigsten Arbeitslosen. Das hängt schon zusammen."

Beispiele aus der Industrie zeigten, dass in Folge der weltweiten Konkurrenz Aus- und Fortbildung immer wichtiger - und immer teurer - würden.

Angesichts dessen dürfe die von der bayrischen Staatsregierung beschJossene Reform der Hauptschule nicht zu langsam umgesetzt werden.

Besonderes Augenmerk widmete die Ministerin dem Praxisbezug der Lehrerausbildung und der Eignung der Studenten: "Kinder mögen und Kinder unterrichten können sind zwei Paar Stiefel." Zugleich aber könne der Hauptschullehrer nicht auch noch Therapeut und Sozialpädagoge sein. In diesem Sinne forderte Monika Hohimeier bei der Erziehung eine bessere Zusammenarbeit von Schule und Jugendhilfe und Elternhaus.

Mit Blick auf die Schulreform sprach sich die Ministerin für die Einrichtung von wohnortnahen "M-Zügen", die zur Mittleren Reife führen, aus. Die Praxis-Klassen andererseits dürften keine "Chaoten-Klassen" werden, sondern sie sollen Kindern, die vom Lernen frustriert sind, durch den Bezug zu handwerklicher Arbeit wieder Freude am Lernen geben. Als erfreulich wertete es die Ministerin, dass es zum Teil mehr Praktikums-Angebote aus Betrieben gebe als entsprechende Schüler.

Über ihre - guten - Erfahrungen mit der Hauptschule berichteten zwei Hauptschülerinnen und zwei bereits im Berufsleben stehende "Ehemalige".

Ihre Leistungsfähigkeit und ihre Freude am Können stellten Schülerinnen und Schüler der Hauptschule Würzburg-Zellerau unter Beweis: Sevtap Akin am Klavier und eine Schülergruppe mit Tanz und umgedichteten Musical-Songs:

"Mega und super und geil und cool, das ist unsere Schul'."

In einem vor der Veranstaltung verbreiteten "Merkzettel" zur Bildungspolitik kritisierte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) die Klassengrößen und forderte die Einstellung von jungen Lehrkräften.

MAIN-POST, 22.11.99