22.12.2003 18:13

GEW: Regierung treibt gefährliches Spiel

Karlstadt (nm) In einer Mitgliederversammlung diskutierten der Kreisverband der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) über die anstehenden Kürzungen beziehungsweise Änderungen im Bildungsbereich. Wie die GEW in einer Presseerklärung mitteilt, stellt das vom Kultusministerium angekündigte Ende der Lernmittelfreiheit nach Meinung der Gewerkschaft einen verhängnisvollen Weg des Staates dar, sich aus seiner Verantwortung für Schule und Bildung immer mehr zurück zu ziehen und Bildung zunehmend zu privatisieren. Auf der Strecke bleibe, so die einhellige Meinung der Mitglieder, die Chancengleichheit in der Schule.

Die bayerische Staatsregierung drehe damit das Rad der Geschichte um 50 Jahre zurück, indem sie Errungenschaften, die die Alliierten seiner Zeit zur Herstellung sozialer Gerechtigkeit im Bildungswesen eingeführt hätten, in einem Rundumschlag zunichte machten.

Die Ergebnisse der Pisa-Studie zeigten eindeutig, dass der Staat im Bildungsbereich schwere Fehler begeht, wenn er finanzschwächere Familien so stark benachteiligt. Das werde die soziale Schieflage in der bayerischen Bildungslandschaft noch verschlimmern. Durch die angekündigte Kürzungsorgie, die mit der unbezahlten Anwesenheitspflicht für Lehrkräfte an Nachmittagen sowie einer Erhöhung der Arbeitszeit begann und über Studiengebühren, Verkürzung des Gymnasiums auf acht Jahre "undurchdacht und populistisch auf Kinder und Jugendliche, Studierende und besonders Lehrerinnen und Lehrer ziele", trage die Regierung in unverantwortlicher Weise zu einer dramatischen Verschlechterung der Situation an den Schulen bei.

Wenn Schüler bis zu 38 Stunden Unterricht auf sich nehmen sollen, wie es nach einem Entwurf des Kultusministeriums vorgesehen ist, würden alle Betroffenen, Schüler, Lehrer, Eltern, in einer solch drastischen Weise überlastet, dass pädagogisches Handeln, das gerade in letzter Zeit - auch von der Kultusministerium - gefordert wurde, in Frage gestellt.

Eine solche Behandlung werden Schüler, Eltern und Lehrer nicht hinnehmen, kündigt die GEW an. Massive Formen des Widerstandes in verschiedenen Formen gegen die geplanten Maßnahmen seien unabdingbar und werden wohl in der nächsten Zeit in verstärktem Maße erfolgen. Wer eine solch geballte Ladung von einschränkenden und regressiven Maßnahmen an die Schulen herantrage, zeige, dass er von der Realität an den Schulen schon meilenweit entfernt ist und keine Sensibilität mehr für die dort bestehenden Probleme besitze.