"Deutschland ist ein Weltmeister im Auslesen"   27.01.2002 14:45

Würzburger GEW-Kreisverband blickte zurück

Zellerau (wolf) Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Bayern ist 50 Jahre alt geworden. Der Würzburger Kreisverband gönnte sich zum Geburtstag ein kleines Fest in der Christophorus-Schule. Höhepunkt: Der Aschaffenburger Kabarettist Urban Priol spielte seinen "Jahresrückblick".

Die bayerische Lehrer-Gewerkschaft hat eine bewegte Geschichte. In der gibt es Berufsverbote, gewonnene juristische Kämpfe, Demonstrationen und verlorene Volksbegehren. Immer wieder mischten sich die Gewerkschafter ein, wenn es um Krieg oder Frieden ging.

Bei der Würzburger Feier aber hielt sich der Landesvorsitzende Georg Wiesmaier nicht lange mit dem Vergangenen auf. Nur ein Ereignis führte er aus: die Änderung des Bayerischen Erziehungs- und Unterrichtsgesetzes vor 20 Jahren. Damals habe die GEW gefordert, etwas für kleinere Klassen und gegen Unterrichtsausfall zu unternehmen, habe sich gegen "die Auslese einer Elite" und steigenden Leistungsdruck ausgesprochen, kritisiert, dass das Konkurrenzverhalten unter Schülern gefördert wird.

Mit einiger Selbstironie verbreitete Wiesmaier den Eindruck, dass es zum Schicksal der bayerischen GEW gehört, sich nicht allzu häufig durchzusetzen. Auch vor 20 Jahren ist sie ungehört geblieben. Heute sieht sie sich von den miserablen Ergebnissen in der Pisa-Studie bestätigt. Die internationale Untersuchung der Schülerbildung habe bewiesen, "dass die Idee vom gegliederten Schulwesen ein Unsinn ist". Wiesmaier plädierte für ein integratives Schulsystem.

Und Pisa brachte einen weiteren Umstand zutage, so Wiesmaier: "Der soziale Hintergrund beeinflusst in Deutschland die Bildungschancen wie in keinem anderen Land." Er widersprach der Darstellung, dass das Ergebnis mit dem Ausländeranteil zu tun habe: "Kinder, die die deutsche Sprache nicht sprechen, sind nicht an der Studie beteiligt worden." Der Gewerkschaftsfunktionär fasste zusammen: "Deutschland ist ein Weltmeister im Auslesen, andere Länder sind Weltmeister im Fördern."

Die GEW ist in Bayern 50 Jahre alt geworden. Der Kreisverband Würzburg feierte das Jubiläum mit einem Festakt. Schorsch Wiesmaier, der GEW-Landesvorsitzende, sprach sich gegen das gegliederte bayerischesSchulsystem ("Unsinn") und für mehr Differenzierung aus: "Deutschland ist ein Weltmeister im Auslesen, andere Länder sind Weltmeister im Fördern." Anschließend ging es fröhlich zu: Urban Priol schaute mit seinem "Jahresrückblick - Tilt" spitzzüngig zurück nach vorne.