Gewerkschaft initiiert Anti-Gewalt-Wettbewerb

Mittwoch, 04.04.2001 - Franken und Bayern

GEW aktiv gegen rechts

WÜRZBURG (WOLF) · Kein Weghören und kein Wegsehen. Aktiven Widerstand gegen Rechtsextremismus forderten die Delegierten.

 

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Unterfranken stiftet den Preis "Aktiv gegen Rechts - Projekte für Demokratie, gegen Rassismus und Gewalt". Das haben die Gewerkschafter während ihrer Delegiertenversammlung am Wochenende in Würzburg beschlossen. Zur Teilnahme aufgerufen sind Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte genauso wie Jugendliche und Pädagogen in der offenen Jugendarbeit und in Vereinen. Die GEW setzt als Preis für das interessanteste Projekt 250 Euro aus. Bewerbungen nehmen die Bezirks- und Kreisvorstände der GEW entgegen. Einsendeschluss ist der 31. Juli des nächsten Jahres.

Sylla wiedergewählt

Der von den Delegierten wiedergewählte GEW-Bezirksvorsitzende Albrecht Sylla erklärte dazu: "Wir erkennen als schlimmstes Versäumnis das Weghören, Wegsehen und Laufenlassen." Das Gebot der Stunde sei: "Gesicht zeigen, Farbe bekennen, den Mund aufmachen und, wo immer nötig, auch aktiv handeln!" Die Konferenz stand unter der Überschrift "Aktiv gegen Rechts - Erziehung zur Demokratie!" GEW-Bezirksverband und GEW-Hochschulgruppe hatten den Nestor der Faschismus-Forschung in Deutschland, den Marburger Politikwissenschaftler Prof. Dr. Reinhard Kühnl, zu einem Vortrag eingeladen, Thema: "Gefahr von rechts? Ursachen, Gefahr, Gegenwehr".

Kühnl stellte die Ideen der Französischen Revolution mit der Vorstellung von der Gleichheit aller Menschen gegen den "Konkurrenzkampf als Motor des gesamten ökonomischen Handelns". Die Botschaft des Kapitalismus sei: "Der Stärkere setzt sich durch, der Schwächere bleibt auf der Strecke." Die vorgebliche Ungleichheit der Menschen werde als Naturgesetz betrachtet.

Kühnl sieht eine "große, elementare Sehnsucht der Massen nach einer Gemeinschaft, in der sich die Menschen aufgehoben fühlen, frei vor der Angst vor dem Morgen". Während die Linke diese Sehnsucht in der klassenlosen Gesellschaft erfüllt sehe, nehme die Rechte die Nation als Lösung an - eine "Schicksalsgemeinschaft" durch gemeinsame Abstammung und Sprache. Das "Naturgesetz" vom Recht des Stärkeren verliere innerhalb der Nation nicht seine Kraft. So seien die beiden Weltkriege ebenso die logischen Folgen des Nationalismus wie Rassismus und Antisemitismus, sagt Kühnl. Armut und Zukunftsängste ließen die Leute Schuldige suchen, "mit dem Willen, tätig zu werden".

"Starke Linke nötig"

Beeinflusst von Gewaltdarstellungen in den Medien, bestärkt von der Idee von Deutschland als Abstammungsgemeinschaft und ermuntert von Reizwörtern wie "deutsche Leitkultur", "Überfremdung" oder "Asylantenschwemme", hätten "die Streetfighter der extremen Rechte das Gefühl, sie tun etwas, das auf Akzeptanz stoßen könnte". Kühnl glaubt, es braucht eine starke Linke als Voraussetzung dafür, "dass Nazismus und Antisemitismus sich nicht ungestört verbreiten können". Sie müsse Lösungen anbieten, "die Menschenrechte in ihrer sozialen Realität verteidigen" und den "Konkurrenzkampf zurückdrängen".