Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Kreisverband Würzburg

Schulgemeinschaft ist Gemeinschaftsschule GEW präsentiert erfolgreiches gemeinsames Lernen

Der Ochsenfurter Bürgermeister Rainer Friedrich betonte zu Beginn des unterfränkischen GEW-Kongresses "Bildung anders", dass der Schüler als Mensch im Mittelpunkt des Schulwesen zu stehen habe. Dafür müssten größte Anstrengungen unternommen werden, optimale Lösungen gäbe es nicht. Fast 100 Teilnehmende zogen sonnige Aussichten auf gelingende Schulen dem sonnigen Wetter vor und ließen sich am Beispiel zweier Schulen zeigen, dass längeres gemeinsames Lernen erfolgreicher ist als frühzeitige Selektion.

Die schleswig-holsteinische Integrierte Anne-Frank-Gesamtschule in Bartgeheide erzielt in der amtlichen Schulbewertung überdurchschnittliche Noten. "Wir haben ein durchgehendes Konzept mit den Lernenden im Mittelpunkt," sagte die Leiterin Angelika Knies. Letztlich werden alle Maßnahmen darauf ausgerichtet, dem Einzelnen gerecht zu werden, ein anderes, selbstorganisiertes Lehren zu ermöglichen, die Schule als Schulgemeinschaft zu begreifen und als lernende Organisation weiter zu entwickeln. Ein Förder- und Forderkonzept begleitet jeden Schüler, jede Schülerin, sei sie im Lernen eingeschränkt, durchschnittlich oder hochbegabt, bis zu dem Abschluss, den er oder sie erreichen kann. "Die Grundschulempfehlung erweist sich in diesem Zusammenhang als mehr als unzuverlässig. Wir erreichen mehr höhere Abschlüsse, als im Landesdurchschnitt zu erwarten: 8% derjenigen mit "Hauptschul-" Empfehlung machen an der Anne-Frank-Gemeinschaftsschule in Bargteheide Abitur. "Gemeinsames Lernen ist der Schlüssel zum Erfolg," ergänzte Joachim Stolzenberg, der stellvertretende Schulleiter.

Dass eine gelingende Schule das Ergebnis eines Prozesses ist, bei dem eine starke Schulleitung, ein gemeinsam erarbeitetes und immer wieder angepasstes Konzept und strukturelle Hilfen zusammen wirken, machte Andreas Hanika am Beispiel der Berliner Heinrich-von-Stephan- Gesamtschule Berlin deutlich. Der stellvertretende Schulleiter zeigte auf, wie sich durch die Entwicklung von der Hauptschule zur reformpädagogischen Gemeinschaftsschule mit Abiturangebot die Zusammensetzung der Schülerschaft änderte: "Jetzt haben wir eine Mischung aus Schülerinnen und Schülern aus stabilen wie aus prekären Verhältnissen." Auch hier zählt Vertrauen, Zufriedenheit der Eltern und der Schülerschaft mit ihrer Schule und ein gemeinsame getragenes pädagogisches Konzept. Denn: "Von Menschen, die man nicht achtet, kann man nicht das höchste verlangen."

"Wir müssen Schule für die Schülerinnen und Schüler machen, nicht letztere in erstere sortieren", forderte Rudolf Brandenstein zur Freude der anwesenden Grünen Landtagsabgeordneten Simone Tolle und des Würzburger DGB-Vorsitzenden Walter Feineis. "Der pädagogische Spamfilter des dreigliedrigen Schulwesens richtet nur Schaden an," kommentiert der ehemalige Ochsenfurter Hauptschullehrer, der zum 19. Male den GEW-Bildungskongress organisiert hatte. Vor 20 Jahren habe die GEW "Bildung anders" ins Leben gerufen, um die Schule zu verbessern und auch in Bayern werde die Vielgliedrigkeit des Schulsystems durch ein gemeinsames längeres Lernen abgelöst werden. Mit Anspielung auf Baden-Württemberg meinte er: "Vielleicht stehen die Ampeln ja schon auf Grün."

 

Jörg Nellen Pressesprecher des Kreisverbandes Würzburg der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft

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