Ochsenfurter Hauptschul-Förderkreis und GEW

Störungen bei Kindern und Jugendlichen: "Barbie an den Tropf!"

"Psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen haben eine Vielzahl von möglichen Ursachen," sagte Dr. Uwe Hemminger, Kinder- und Jugendpsychologe an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universitätsklinik Würzburg. Viele Eltern von Jugendlichen, die in ihrem Erleben und Verhalten auf längere Zeit abweichen, denen der Leidensdruck die Lebensführung beeinträchtigt, glauben sie seien Schuld. "Schuldzuweisungen helfen aber überhaupt nicht weiter," so Dr. Hemminger. Aus seiner großen Erfahrungspraxis stellte der Diplom-Psycholge vor gut 100 Eltern, Erziehern, Lehrkräften an der Hauptschule Ochsenfurt auf Einladung der Förderkreisvorsitzenden Elisabeth Grimm und der Würzburger Kreisverbandsvorsitzenden der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Rudolf Brandenstein, an der Ochsenfurter Hauptschule eindrucksvolle Beispiele von Störungen vor. Biologische und psychische Einflüsse, aber auch die Lebensumstände mit familiärer Trennung, schulischer Über- oder Unterforderung, Medien und Drogenkonsum können ein kompliziertes Ursachegeflecht für Störungen sein. Drogenkonsum, aber auch falsche Vorbilder sieht Dr. Hemminger kritisch: "Barbie-Puppen hätten als Menschen eine Essstörung und müssten an den Tropf." "Die Augen der Lehrkraft sind wichtig," sagt Hemminger. Denn Hinschauen, das Gespräch suchen und Handeln sei ausschlaggebend. Dabei rät der Experte dazu, bald einen Fachmann hinzuzuziehen. Rudolf Brandenstein sieht gerade in der Sensibilisierung gegenüber Symptomen eine Lücke in der staatlichen Lehrerfortbildung, die da einen Blinden Fleck habe. Auch die Förderkreis-Vorsitzende Elisabeth Grimm pflichtet ihm bei: "Eltern fühlen sich oft hilflos, dagegen wollen wir etwas tun, um gerade die Hauptschule zu stützen."

Essstörungen und Depressionen sieht Hemminger auf dem Vormarsch. Gerade da ist es wichtig, ein erstes Gespräch zu suchen: "Du wirst immer weniger, ich mache mir Sorgen." Dabei helfen Gespräche, Zuwendung, Kontakte untereinander, die Förderung von Interessen, ein regelmäßiger Tagesablauf und eben auch professionelle Hilfe bei Kinder- und Jugendpsychiatern. Allerdings fehlen in der Bundesrepublik 6000 solche Fachärzte, die Wartezeiten sind lang und nur akut bedrohte Kinder werden sofort behandelt.

Über regen Besuch von Eltern und Erziehenden freuten sich (v.l.n.r) der Vorsitzende des Kreisverbandes Würzburg der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Rudolf Brandenstein, die Vorsitzende des Förderringes der Hauptschule Ochsenfurt, Elisabeth Grimm, und Dr. Uwe Hemminger, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität Würzburg.