Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
Bezirksverband Unterfranken

Würzburg, 2008-11-14

Gesundheit: Setzen, Sechs

GEW Unterfranken erinnert anlässlich des Gesundheitstages an Belastungen im Lehrerberuf

Am Samstag, dem 22. November müssen alle Schülerinnen und Schüler in die Schule, als Ausgleich für zwei Schultage, die für eine volle Herbstferienwoche freigegeben wurden. Das Kultusministerium hat diesen Tag unter das Motto „Gesundheit“ gestellt. Das freut die unterfränkische Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), denn „Gesunde Schule erkennt man an gesunden Lehrkräften,“ so Isabella Zang, stellvertretende Bezirksvorsitzende der GEW und Mitglied des Bezirkspersonalrats für Volksschulen.

Dann zitiert sie Fakten aus dem Schulalltag:

  • Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit von Lehrern liegt bei 42 bis 46 Stunden – alle Ferientage eingerechnet, die über der durchschnittlichen Urlaubszeit liegen.

  • Eine Unterrichtsstunde erfordert annähernd so viele Sofort-Entscheidungen wie die Tätigkeit von Fluglotsen.

  • Der Lautstärke-Spitzenwert im Klassenzimmer beträgt bis zu 86 Dezibel – das entspricht in etwa dem Lärm einer stark befahrenen Hauptstraße.

  • In vielen Schulen gibt es Gesundheit gefährdende Substanzen z.B. Schimmel, Feinstaub, Asbest, zu lange gelagerte Chemikalien etc.

Das hat Folgen:

  • Nur 35 Prozent der Lehrkräfte halten bis zum Ende ihrer Berufslaufbahn durch.

  • Etwa ein Viertel der Lehrkräfte scheidet wegen Dienstunfähigkeit vorzeitig aus dem Dienst aus.

  • Psychische und/oder psychosomatische Gründe sind die häufigste Ursache bei Dienstunfähigkeit.

  • Bei Lehrkräften an Hauptschulen liegt der Prozentsatz bei Dienstunfähigkeit aufgrund psychischer Belastung am höchsten.

  • Innerhalb eines Jahres wurden mehr als 53 % der Hauptschullehrkräfte von Schülern im Unterricht schwer beleidigt oder aggressiv angegangen.

Und gibt es Abhilfe?

Es gibt keine kostenfreie Supervision an bayerischen Schulen, obwohl unser Berufsbild dies zweifelsfrei erfordert.
Es gibt keine Gefährdungsanalysen und keine Betriebsärzte an bayerischen staatlichen Schulen, obwohl beides im Arbeitsschutzgesetz von 1996 vorgeschrieben ist.

Die GEW Unterfranken begrüßt ausdrücklich Maßnahmen, die anlässlich des Gesundheitstages auch auf die Gesundheit der Lehrerarbeitskräfte an ihrem Arbeitsplatz hinweisen: Die Personalversammlung des Schulamtsbezirkes Aschaffenburg hat eine Petition an den Landtag gerichtet mit dem Ziel, den Arbeits- und Gesundheitsschutz an bayerischen Schulen endlich zu verwirklichen. „Erst dann können wir von einer gesunden Schule für alle Beteiligten sprechen,“ so Zang abschließend.

Mit freundlichen Grüßen

i.A. Jörg Nellen
Pressereferent des GEW-Bezirkes Unterfranken
presse@gew-unterfranken.de
Tel. 0931 3535899