Medieninformation 07/2004 Würzburg, 2004-05-20
Neue Notengebung in der Grundschule
GEW: Fördern statt auslesen

Die Notengebung in der Grundschule wird ab kommendem Schuljahr in Bayern geändert: Sie bestehen in Ziffernnoten wieder ab der zweiten Klasse und einem Gutachten in den Fächern und in Arbeits- Lern- und Sozialverhalten, das zusätzlich in einer vierstufigen Buchstabenskala bewertet wird. „Der Dokumentationsaufwand der Notengebung ist beträchtlich, der Wert gleich Null,“ kommentiert der stellvertretende unterfränkische Bezirksvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und Bezirkspersonalrat Rudolf Brandenstein die neue Notengebung in der Grundschule. „Solange von der Note das Wohl und Wehe der Schullaufbahn abhängt, ist jede Note schlecht.“ Leistungsmessungen und ihre Bewertung müssten zu differenzierter Förderung führen, nicht zu Selektion in gut und schlecht. „Die erfolgreichen PISA-Länder machen uns das schon lange vor: Keinen durch Noten beschämen, keinen zurücklassen.“ Die Reform der Notengebung müsse einen Aufschrei in der Elternschaft zur Folge haben, denn sie habe nicht mehr Gerechtigkeit und Chancengleichheit zur Folge, sondern zementiere nur das alte System. Die Reform der Notengebung in der Grundschule wie sie jetzt geplant ist, hält Lehrkräfte vom Unterricht ab, ohne zu gerechteren Bewertungen von Schülerleistungen zu kommen. „Das ist von Grundschullehrkräften, die nach der jüngsten Arbeitszeiterhöhung wöchentlich bis zu 30 Unterrichtsstunden halten, vor- und nachbereiten, nicht zu leisten,“ so Brandenstein.

Ein - allerdings unbeabsichtigter - Systemwechsel kündigt sich in der Absicht des Kultusministeriums an, Schülerinnen und Schüler, die das Klassenziel an Gymnasien nicht erreicht haben, dennoch auf Probe vorrücken zu lassen. „Abschaffung des Durchfallens, aber zusätzlich verbunden mit erhöhter Förderung könnte das bayerische Schulwesen zukunftsfähiger machen,“ so Brandenstein. „Wer nur Gymnasiasten das Privileg des Vorrückens trotz Verfehlung des Klassenzieles ermöglicht, begünstigt die eh schon Begünstigten.“, meint Brandenstein in Anspielung auf die PISA-Ergebnisse, wonach ein Rechtsanwaltskind eine zehnmal höhere Chance in Bayern hat, ins Gymnasium zu gehen, als ein gleichbegabtes Facharbeiterkind. „Die GEW fordert allen Schülerinnen und Schülern das Privileg des Vorrückens trotz Verfehlen des Klassenzieles zu ermöglichen.“