GEW kritisiert Ranglisten
Kreisverband zeichnet langjährige Mitglieder aus

Kreis Aschaffenburg. Kritik an den derzeit boomenden Ranglisten im Erziehungssektor äußerte der Kreisvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Aschaffenburg-Miltenberg, Reinhard Frankl, auf der Jahresabschlussfeier.

Frankl warnte vor dem fortschreitenden Umbau des öffentlichen Bildungswesens nach betriebswirtschaftlichen Steuerungsmodellen. Die derzeit herrschenden neoliberalen Ideologen würden nicht müde zu verbreiten, dass bessere Qualität und geringere Kosten nur durch höheren Wettbewerbsdruck entstünden. Frankl: »Also werden KiTas, Universitäten und seit neuestem jetzt auch Schulen künstlich in Konkurrenz zueinander geschickt, indem man pro Bezirk die Spitze einer Rangliste veröffentlicht, die - aufgrund welcher Bedingungen auch immer - bei den Jahrgangsstufentests entstanden ist.«

Weder zur individuellen Auswertung der Tests, noch den zu sich daraus eventuell ergebenden Fördernotwendigkeiten würden aber den Schulen die zusätzlich nötigen Ressourcen bereitgestellt. Zudem helfe dieser Wettbewerb niemandem, da weder für Schüler, Eltern oder Lehrer ein Wettbewerbsvorteil entstünde. Was bleibe, sei Zwietracht und die Steigerung des öffentlichen Drucks.

Frankl: »Nicht genug, dass man dem Stammtisch-Image von den ?faulen Lehrern? nichts ernsthaft entgegensetzt. Jetzt hofft man wohl, dass wir uns angesichts einer solchen ?Derbleckerliste? selbst an den Haaren packen und aus dem Sumpf ziehen, in den uns die bayerische Staatsregierung mit unsozialen Schulstrukturen, steigender Arbeitsverdichtung und chronischem Stellenmangel treibt.«

Der skandinavischen Bildungs-Philosophie »niemanden zurücklassen - niemanden beschämen« entspreche das jedenfalls nicht. »Was wir brauchen, ist eine Schule für alle, die ausreichend steuerfinanziert ist und wohnortnah alle Bildungsangebote bis zur gymnasialen Oberstufe abdeckt«, so Frankl.

Der Kreisvorsitzende weiter: »Was aber betriebswirtschaftlicher Umbau, gezielte Unterfinanzierung und die nachfolgende Privatisierung von öffentlichen Gütern bewirkt, haben wir bereits an Post und Bahn, jetzt auch beim Strom gesehen. Die Bildung darf nicht folgen.«

Neun Mitglieder ehrte der Kreisvorsitzende auf der Jahresabschlussfeier für 25 Jahre aktive Mitgliedschaft: Kristin Bauer (Fachoberschule Aschaffenburg), Christiane Hirsch-Holzheimer (Hanns-Seidel-Gymnasium Hösbach), Anton Jäger (Hauptschule Stockstadt), Klaus Kanja (ehemals Schönberg-Hauptschule Aschaffenburg), Werner Krebs, JuKuZ Aschaffenburg, Elvira Peschel, (Volksschule Kleinwallstadt), Birgid von der Aue (Grundschule Stockstadt), Dieter Vorbeck (Erzieher, Aschaffenburg). red