Die GEW begrüßt »Aus-Zeit!«-Projekt

Kreis Aschaffenburg. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Aschaffenburg Miltenberg begrüßt das an der Hösbacher Hauptschule praktizierte »Aus-Zeit!«-Projekt, kritisiert aber, dass die Schulsozialarbeit in der bayerischen Bildungslandschaft derzeit noch das Dasein einer exotischen Insellösung fristet.

Jochen Staab, Beratungslehrer an der Hauptschule Hösbach, und Jens Kurianowski, Sozialpädagoge bei der Marktgemeinde Hösbach, stellten Gewerkschaftern und Eltern das Projekt vor, das Schülern, die - durch welche Einflüsse auch immer - vorübergehend dem Unterricht nicht folgen können oder ihn sogar massiv stören, ein »time-out« ermöglicht, um mit Hilfe pädagogischer Betreuung die Störfaktoren aufzuarbeiten.

Die Gewerkschafter bemängelten, dass in Bayern Sozialarbeit an der Schule immer noch nicht im Bildungsbudget berücksichtigt werde und deshalb in der Bildungslandschaft eine exotische Insellösung sei.

GEW-Vorstandsmitglied Reinhard Frankl stellte fest, dass diese Arbeit nicht nur in einzelnen Brennpunktschulen nötig sei: »Es kann ja wohl nicht sein, dass Schulsozialarbeit dem zufälligen und glücklichen Zusammentreffen lokaler und individueller Faktoren überlassen wird, wie in Hösbach. Wir brauchen ein Bildungssystem aus einem Guss. Dazu gehört von Anfang an generell Schulsozialarbeit unter Einbeziehung außerschulischer Fachkräfte.

In der offiziellen Stundenzuweisung sei Schulsozialarbeit in Bayern nicht eingeplant. Nach Darstellung der Referenten sind die nötigen zehn Lehrerstunden derzeit nur durch interne Umschichtungen möglich - wenn an einer Stelle ein Loch gestopft werde, werde es an einer anderen wieder aufgerissen. red


Erklärung an die Presse v. 6.2.2004

Auf dem breit gefächerten Programm des kürzlich vorgelegten "Aktionskalenders 2004" der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Aschaffenburg Miltenberg stand am Mittwoch, dem 4. Februar 2004 das Thema "Aus-Zeit!". Jochen Staab, Beratungslehrer an der Hauptschule Hösbach, und Jens Kurianowski, Sozialpädagoge bei der Marktgemeinde Hösbach, stellten im DGB-Haus an der Kerschensteinerstraße Gewerkschaftern und Gästen aus dem Kreis der Eltern das gleichnamige Projekt vor. Es ermöglicht Schülern, die - durch welche Einflüsse auch immer - vorübergehend dem Unterricht nicht folgen können oder ihn sogar massiv stören, ein "time-out" zu nehmen und durch pädagogische Betreuung die Störfaktoren aufzuarbeiten. (s. MAIN-ECHO-Bericht v. 30. Januar 2004). Die Präsentation ging sehr schnell in einen Dialog zwischen den versammelten Pädagogen bzw. Eltern und den Referenten über. Staab und Kurianowski konnten Fragen nach den konkreten Umständen der Projektplanung und -umsetzung beantworten. Die Gewerkschafter im Publikum wiesen darauf hin, dass die Forderung nach Sozialarbeit an der Schule schon sehr lange von der GEW erhoben und in vielen Bundesländern umgesetzt werde. In Bayern habe sie aber immer noch keine Berücksichtigung im Bildungsbudget gefunden. Deshalb wurden Engagement und Vorstoß an der Hösbacher Hauptschule von allen Anwesenden sehr begrüßt. Kritisiert wurde allerdings der Status des Projekts bzw. die Tatsache, dass Schulsozialarbeit in der bayerischen Bildungslandschaft immer noch das Dasein einer Insellösung fristet.
GEW-Vorstandsmitglied Reinhard Frankl stellte fest, dass diese Arbeit vor dem Hintergrund der immer aggressiver wirkenden Entsolidarisierung in der Gesellschaft an Bedeutung zunehme und nicht nur in einzelnen "Brennpunktschulen" vonnöten sei. "Es kann ja wohl nicht sein, dass Schulsozialarbeit dem zufälligen und. glücklichen Zusammentreffen lokaler und individueller Faktoren überlassen wird, wie in Hösbach. Wir brauchen ein Bildungssystem aus einem Guss. Dazu gehört generell Schulsozialarbeit unter Einbeziehung außerschulischer Fachkräfte, und zwar von Anfang an." Im Rahmen der offiziellen Stundenzuweisung ist Schulsozialarbeit in Bayern aber nicht eingeplant. Die Darstellung der Referenten ließ darauf schließen, dass die nötigen zehn Lehrerstunden derzeit nur durch interne Umschichtungen, sprich durch Abstriche bei der Bildung von Arbeitsgruppen, Differenzierungsmaßnahmen oder durch Zusammenlegung von Ethik-Kursen ermöglicht werden. Eine Lehrerin fragte dazu: "Wird hier nicht ein Loch gestopft, indem woanders eines aufgerissen wird?" Publikum wie Referenten waren sich einig: "Die derzeitig herrschende Politik der Einschnitte im sozialen und öffentlichen Bereich und hier besonders in Schule und Jugendhilfe gehen genau in die entgegengesetzte Richtung dessen, was für Bildung und Erziehung vor Ort so dringend benötigt wird." Auch die Teilung der Bildungsaufgaben auf verschiedene Träger (Kommune, Staat) erschwere den Prozess, in Bayern flächendeckend Schulsozialarbeit einzuführen.

Der "GEW-Aktionskalender 2004" kann im Internet unter der Adresse www.gew-unterfranken.de/ab-mil/aktkal_2004.pdf heruntergeladen werden.