Schule soll Freude machen, nicht die Menschen kaputt

Schulterschluss von Schülern, Lehrern und Eltern

Aschaffenburg. Wer hätte das gedacht? Schüler, Eltern und Lehrer sagen sich offen die Meinung. Um ein Haar fliegen die Fetzen. Zum Schluss wird unisono beschlossen: Wir kämpfen gemeinsam dafür, dass Schule allen Beteiligten wieder Spaß macht und nicht die Menschen kaputt. So geschehen am Donnerstagabend im Aschaffenburger DGB-Haus beim »Runden Tisch Bildung« des Bezirksverbands Unterfranken der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).

Ein 13-Punkte-Katalog wurde verabschiedet. Kern war die Forderung an die bayerische Staatsregierung, die beschlossene Einführung des achtstufigen Gymnasiums (G8) zurückzunehmen, sämtliche Konzepte offen zu legen und sie mit allen Betroffenen »demokratisch und ausführlich« zu diskutieren. Bereits vorliegende Ergebnisse der G8-Modellversuche in anderen Bundesländern seien zu berücksichtigen. Die Ausgaben für Bildung dürften nicht gekürzt, sondern müssten erhöht werden. Statt Konkurrenzdruck und Auslese müssten an den Schulen Solidarität und Freunde am Lernen herrschen. Die Elternbeiratsvorsitzende der Maria-Ward-Schule, Ingrid Abraham-Tripp, forderte das Recht der Eltern auf Information. Die Schulleiterin habe schon im November 2003 all das ihr Bekannte an die Eltern weitergegeben mit dem Kommentar: »Es müsste einen Aufschrei gegen diese Pläne geben.« Doch auch der Schulleitung sei nur wenig bekannt gewesen, »und so haben wir im Nebel gestochert«.

Professor Dr. Hans Magin, stellvertretender Vorsitzender des bayerischen Landeselternverbands, riet dazu, Staatsregierung und Landtagsabgeordnete mit einer Flut von Post an ihr undemokratisches Vorgehen zu erinnern. Peter Adler, Lehrer an der Eschauer Volksschule, forderte: »Wir Lehrer dürfen nicht so tun, als hätten wir keine Menschenrechte mehr!« Die Arbeitsbedingungen für Lehrer seien unerträglich geworden.

Adlers Vorschlag zu streiken, rief aber Widerspruch auf den Plan. Einige Kollegen beriefen sich auf ihre Beamten-Pflichten. Jens Borrmann, »interessierter Vater«, warnte: Das würde das negative Bild vom »faulen Sack Lehrer« in der Öffentlichkeit nur zementieren. Borrmann zeigte sich überrascht, als eine lange Liste dessen herumgereicht wurde, was Lehrer zum Teil unentgeltlich und in ihrer Freizeit für die Schule leisten.

Eva Koll (Maria-Ward Schule) und Josef Blank (Friedrich-Dessauer-Gymnasium), beide Vorstandsmitglieder in der Aschaffenburger Schülervertretung, betonten, die ihnen bekannten Lehrer seien sehr engagiert und leisteten weit mehr als »Dienst nach Vorschrift«. Wenn nun von Lehrern überlegt werde, mit eben diesem Dienst zu protestieren, dann schadeten sie damit Schülern und nähmen der Schule das weg, was noch Spaß an ihr mache. Adler gab beiden Recht.

Doch es gibt auch noch andere, sehr kreative, Möglichkeiten des Protests. Was davon umgesetzt werden kann und wie, wird in der nächsten öffentlichen Runde am Donnerstag, 5. Februar, um 19 Uhr im Aschaffenburger DGB-Haus besprochen. mel