Konzepte zur Umsetzung der Reformen fehlen

Mütze und Pranghofer zur Bildungspolitik in Bayern

Aschaffenburg. Lehrer, Schüler und Eltern wollen gemeinsam gegen die geplanten Kürzungen in der Bildungspolitik vorgehen. Allerdings wurde auf einer Diskussionsrunde der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mit den Landtagsabgeordneten Karin Pranghofer (SPD) und Thomas Mütze (Grüne) nicht deutlich, wie der Protest organisiert werden und welche Themen im Mittelpunkt des Widerstandes stehen sollen.

Problematisch ist die Situation für alle Betroffenen, weil noch keine Konzepte zur Umsetzung der Reformen auf dem Tisch liegen. Ein zentraler Punkt wird der Kampf gegen das geplante achtstufige Gymnasium (G8) sein. Beide Abgeordneten kritisierten vor allem die Art und Weise der Einführung - schon für die jetzigen 5. Klassen.

Zu früh für Schulzeitverkürzung

Für Karin Pranghofer stellt sich die Frage grundsätzlicher: Wenn man über Qualitätsverbesserung an Gymnasien reden wolle, dann seien Themen wie Klassengrößen, Ausstattung der Schulen oder individuelles Lernen vordringlicher. Erst danach sei eine Debatte über Schulzeitverkürzung möglich. Daher wollte sie den Protest vor allem gegen das G8 generell gerichtet sehen.

Thomas Mütze machte deutlich, dass für die Grünen ein achtjähriges Gymnasium sehr wohl eine Alternative sein kann. Aber nicht in der jetzigen »unsäglichen« Art der Staatsregierung und erst nach intensiver Auswertung der laufenden Modellversuche. Wenn man die Einführung nicht verhindern könne, solle man versuchen, so viel wie möglich an den Plänen zu verbessern. Mütze glaubt zudem, dass sich die CSU noch in einigen Punkten bewegen werde.

Die Landtagspolitiker wiesen zudem darauf hin, dass die Kürzungen der Regierung im Bildungsbereich nicht nur für Schulen sondern auch für Erwachsenenbildung, Jugendarbeit und Sport drastische Einschränkungen bringen.

Wie ist der Widerstand konkret möglich? Das wollten Eltern, Lehrer und Schüler von den Politikern wissen. Mütze hat die Erfahrung gemacht, dass die derzeitigen Proteste in Bayern weitgehend ohne die Oppositionsparteien ablaufen. »Viele Petitionen« wünscht sich Pranghofer, so würde die Stimmung auch im Landtag deutlich.

Beide mahnten außerdem die Lehrer zu mehr Gemeinsamkeit. Die Unterrichtenden an den verschiedenen Schularten sollten sich verbünden und nicht gegeneinander ausspielen lassen. Ein Streik der Lehrer erfordere Mut, weil es zu Eintragungen in die Personalakte kommen kann. »Ich habe selbst zwei Vermerke«, gestand Pranghofer, die vor ihrer Tätigkeit im Maximilianeum an einer hessischen Schule unterrichtete.

»Dienst nach Vorschrift«, wie aus der Versammlung vorgeschlagen, wurde ebenfalls kritisch beurteilt. Schließlich müsse man verhindern, dass das Image der Lehrer nicht noch mehr beschädigt werde und die Öffentlichkeit die Proteste nur unter dem Aspekt der Arbeitsvermeidung wahrnehme. Daher sei es erforderlich, so eine Lehrerin, die Eltern eng mit einzubeziehen. »Die Eltern sind unsere besten Verbündete«.

Ebenfalls im Fokus der Diskussion war der Regierungsvorschlag, die Lehrer an zwei Nachmittagen in der Schule zu beschäftigen. »Da wurden die Stammtische bedient«, wetterte ein Betroffener. Für Karin Pranghofer würde es schon Sinn machen, die Arbeitszeit des Lehrers, also auch Vor- und Nachbereitung des Unterrichtes, komplett in der Schule zu absolvieren, »wenn dafür die Voraussetzungen mit entsprechenden Arbeitsplätzen gegeben sind.«

Das wollten die anwesenden Lehrer nicht gerne hören. Ihre Arbeitszeit sei »viel zu komplex« um sie so zu organisieren, wehrte sich ein Sprecher. Die Diskussion sei schädlich für den gesamten Berufsstand. Schon in zehn Jahren komme es an manchen Schulen zu drastischem Lehrermangel.

»Ökonomisierung der Bildung«

Allgemein wurde in der Diskussion die zunehmende »Ökonomisierung der Bildung« beklagt. Pranghofer: »Schneller rein, schneller durch, schneller raus - so sieht das neue Bildungskonzept für die Schule aus.« Und Mütze beklagte, dass sich der Bildungsbegriff der Staatsregierung zunehmend auf die Förderung von Eliten reduziere.

Ein weiteres Problem: Die Wirtschaft fordere immer kürzere Schulzeiten, auch in der Regierungserklärung sei die Forderung »schneller in den Beruf« laut geworden. Da stelle sich die Frage: »Wo schafft die Wirtschaft eigentlich all die Arbeits- und Ausbildungsplätze für die Schulabgänger?« klg