MAIN-ECHO, 18.12.2003

Um Lernmittelfreiheit Streit in der GEW

 

Der unterfränkische Vorstand pfeift seinen Pressesprecher Jörg Nellen zurück

Würzburg. Die Ankündigung der bayerischen Kultusministerin Monika Hohlmeier, die Lernmittelfreiheit im Freistaat abzuschaffen, hat zu Unstimmigkeiten innerhalb des Bezirksverbands Unterfranken der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) geführt. Der Vorstand kritisierte jetzt Äußerungen des GEW-Pressesprechers Jörg Nellen, der die geplanten Kürzungen aus »pädagogischer Sicht« begrüßt hatte.

In einer eigenen Presseerklärung wies der unterfränkische Vorstand der Bildungsgewerkschaft die Aussagen Nellens als »nicht autorisierte Meinung« des Pressesprechers zurück.

Nellen hatte vor allem auf den möglichen pädagogischen Wert einer solchen Maßnahme hingewiesen. Mit Büchern, die den Schülern selber gehörten, werde pfleglicher umgegangen. Allerdings dürften sozial Schwache nicht zu stark belastet werden, hatte Nellen eingeschränkt. Nicht mehr als 75 Euro pro Kind und Schuljahr dürfte die Mehrbelastung für Bücher ausmachen.

Gegen diese Stellungnahme wandte sich jetzt der GEW-Bezirksvorstand. Die Äußerungen Nellens seien vom Vorstand nicht autorisiert gewesen und hätten fälschlicherweise den Eindruck hinterlassen, die GEW Unterfranken begrüße die geplante Abschaffung der Lernmittelfreiheit.

Die unterfränkische GEW lehne eine solche Abschaffung aber generell ab, hieß es vom stellvertretenden GEW-Bezirksvorsitzenden Rudolf Brandenstein. Die PISA-Studie habe deutlich gezeigt, dass der Staat gerade die Aufgabe habe, finanzschwächere Familien zu stärken. Kürzungen der Lernmittelfreiheit seien da kontraproduktiv. Sie würden die soziale Schieflage in der bayerischen Bildungslandschaft noch verschlimmern.

Der GEW-Vorstand sieht sich in seiner Position einig mit dem Bayerischen Elternverband (BEV). Dort hatte man das geplante Streichen der Lernmittelfreiheit ebenfalls als sozial unausgewogen bezeichnet. Bildung werde noch stärker vom Einkommen der Eltern abhängig gemacht, so die BEV-Landesvorsitzende Ursula Walter. Die CSU dürfe die »Eintrittspreise ins Bildungssystem« nicht ständig erhöhen und gleichzeitig von Bildungsgerechtigkeit und höherer Bildungsqualität reden, so der BEV. gufri