Neben Lernen werden Schüler praktisch gefördert

GEW-Bericht über Ganztagsschule / Soziale Kompetenz

Main-Spessart. Die praktische schulpolitische Konsequenzen als Antwort auf Pisa-Studie diskutierten die Mitglieder des Kreisverbandes der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Im Mittelpunkt stand die Auswertung eines Besuches von GEW- Mitgliedern an der Bettina-von-Arnim -Oberschule in Berlin, die auch Partnerschule des Johann-Schöner-Gymnasiums Karlstadt im Rahmen des Bertelsmann Lernnetzwerkes ist.

Diese Berliner Gesamt - und Ganztagesschule zeichnet sich dadurch aus, dass sie äußerst viele Wahlmöglichkeiten für die Schüler bietet. Ab der 7. Jahrgangsstufe können sie ihre Schwerpunkte selbst setzen und ihren persönlichen Werdegang erheblich mitbestimmen und so ihren persönlichen Interessen und Fähigkeiten gerecht werden. In den verschiedenen Fächerkombinationen müssen sie sich ähnlich wie Schüler der gymnasialen Oberstufe ihre individuelle Fächerkombination zusammenstellen. Eine besondere Rolle spielt auch der Projektunterricht, der die Schüler während ihrer gesamten Schullaufbahn vier Stunden in der Woche begleitet.

Außerordentlich weit entwickelt ist das Ganztagesangebot, das durch die Arbeit von Sozialpädagogen, Handwerksmeistern, Bibliothekskräften usw. eine große Bereicherung erfährt. Jeder Schüler soll sich über den Unterricht hinaus in einer der Lehrwerkstätten (Druckerei, Fotolabor, Metall, KfZ usw. ) beschäftigen und wird so über das reine Lernen hinaus praktisch gefördert. Insgesamt wird hier weitgehend die Vorstellung von Schule als Lern- und Lebensraum verwirklicht, wobei besonders auch die Entwicklung und Förderung der sozialen Kompetenz eine große Rolle spielt.

Hinsichtlich der geplanten Einführung von Ganztagesschulen in Bayern und anderen Bundesländern könne aus diesem Beispiel die Einsicht gewonnen werden, dass durch ein Ganztagesangebot die Lebenswirklichkeit der Schüler positiv beeinflusst werden kann, so GEW-Vertreter Wolfgang Tröster. Auch das Heranführen an gesellschaftliche und berufliche Herausforderungen könne in einer solchen Schulstruktur und -organisation, so die einhellige Meinung der Anwesenden, besser gelingen. Verstärkt werden müsste auch die Verzahnung von schulpsychologischer Beratung, Jugendhilfe und therapeutischen Maßnahmen, wodurch viele Probleme schulischer und individueller Art eher und effektiver aufgearbeitet werden könnten. Da die Bereitschaft zur Einrichtung von Ganztagesangeboten zur Zeit vorhanden ist, sollten diese aber auch in einer Erfolg versprechenden Weise gestaltet werden, wünschten sich die GEW-Mitglieder.