GEW fordert Absage an Martin Walser

Würzburg. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat die Stadtbücherei in Würzburg zur Absage einer für den 9. November geplanten Lesung des Schriftstellers Martin Walser aufgefordert. In einem offenen Brief des GEW-Kreisverbandes Würzburg an die Stadtbücherei heißt es, Walser habe mit seiner Forderung nach einem Ende der Debatte um das Gedenken an die Nazi-Gräuel »das falsche Signal gegeben«.

Die GEW bezog sich dabei auf Walsers Äußerungen anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels in Frankfurt vor drei Jahren. Wenn er nun ausgerechnet am Gedenktag zur Reichspogromnacht seine Lesung halte, sei dies »ein offener Affront«. Bei der Stadtbücherei war zunächst niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.

Walser habe sich in seiner Frankfurter Rede »eindeutig positioniert als ein rechtsextremer Intellektueller«, heißt es in dem GEW-Schreiben weiter. Er repräsentiere einen Neuanfang, der nicht nur die nationale Identitätsbildung als Ziel vorgebe, sondern zugleich eine Abrechnung mit jenen einfordere, die daran festhielten, »dass Deutschland denken, Auschwitz denken« bedeute. Es sei der GEW nicht möglich, »unwidersprochen Martin Walser als großen deutschen Schriftsteller eine ganz normale Lesung vor einem interessierten Bildungsbürgertum durchführen zu lassen«.