Münzel sieht keinen Anlass, »Erfolgsmodell« zu kippen

Volksbegehren: Mehr Durchlässigkeit zwischen Schulen

Kreis Miltenberg. Förderung statt Auslese und gerechte Bildungs-Chancen für alle Kinder ­ diese Anliegen vertrat die bildungspolitische Sprecherin der Landtagsfraktion der Grünen, Petra Münzel in einer Veranstaltung zum Volksbegehren »Die bessere Schulreform« am Montag in Obernburg. Die Erlenbacherin befürchtet, dass bei einer Niederlage des Volksbegehrensdie Forderung nach kleineren Klassen und einem größeren pädagogischen Anspruch auf Jahre hinaus auf Eis gelegt wird.

Fast sämtliche zur Verfügung stehenden Mittel von einer halben Milliarde Mark würden in die Reform der sechsstufigen Realschule gepumpt. Für Münzel ist das eine Reform, die andere Schularten viel dringender nötig hätten als das »Erfolgsmodell« der vierjährigen Realschule.

Folge der Reform sei zudem, dass zahlreiche Teilhauptschulen bei der Einführung der sechsstufigen Realschule geschlossen werden müssten, da zu wenig Schüler in der Hauptschule verbleiben werden. »Die vierstufige Realschule ist das Erfolgsmodell schlechthin«, so die Meinung, die Münzel mit Statistiken zu untermauern suchte ­ sowohl von den Aspekten der Bildungsgleichheit betrachtet, als auch unter dem der Zufriedenheit der Pädagogen, Eltern und Schüler. Auch Kinder aus sozial schwachen Familien könnten den mittleren Bildungsabschluss schaffen, belegte Münzel mit einer entsprechenden Studie.

Geheimnis der Staatsregierung

Wieso ausgerechnet diese Schulart einer Reform bedürfe, werde das Geheimnis der Staatsregierung bleiben, sagte Münzel. Die wesentlich kränkeren Patienten seien Hauptschulen und Gymnasien. Bereits jetzt nehme jeder fünfte Grundschüler Psychopharmaka, damit er dem Leistungsdruck standhalten könne. Eine Einführung der sechsstufigen Realschule werde diesen Druck auf die Kinder enorm verstärken. Nach dem Konzept der Unterstützer des Volksbegehrens »Die bessere Schulreform« sollen alle Kinder nach der 4. Klasse sdeshalb die Möglichkeit erhalten, anstelle des Gymnasiums zwei Jahre lang eine »Aufbaustufe« zu besuchen. Schüler mit einem Notendurchschnitt von 2,33 in Mathe, Deutsch und Heimat- und Sachkunde könnten nach wie vor auch nach der 4. Klasse Grundschule in ein Gymnasium wechseln. Alle anderen Kinder und ihre Eltern erhielten die Gelegenheit, in Ruhe zu überlegen, welcher Schultyp der richtige für sie sei.

Förderung in der Aufbaustufe

In der Aufbaustufe sollen die Kinder in Mathe, Englisch und Deutsch besonders gefördert werden. Von der 6. Klasse Aufbaustufe an könnten die Kinder entweder in der Hauptschule bleiben und bei Eignung auch dort außer dem Hauptschulabschluss einen mittleren Bildungsabschluss anstreben ­ in den sogenannten M-Klassen ­ oder ins Gymnasium wechseln oder die vierstufige Realschule besuchen.

Dem Großteil der anwesenden Eltern erschien das als die stressfreiere Variante. Auch die Einbindung des sogenannten Elternwillens bei der Wahl der Schulart stieß auf große Zustimmung. Es gebe, so Münzel, von Seiten des Lehrers lediglich eine Empfehlung. Die Entscheidung für eine bestimmte Schulart liege aber in der Verantwortung der Eltern.

Von einer »Nivellierung auf niedrigstem Niveau«, wie sie Kollegen an den Gymnasien befürchten, könne keine Rede sein, so die Abgeordnete. Auch Grund- und Hauptschullehrer seien in der Lage, Fünft- und Sechst-Klässer auf die 7. Klasse Gymnasium vorzubereiten.

Ihr persönlich gebe es zu denken, dass rund 50 Prozent aller Fünftklässer an den Gymnasien das Abitur nicht erreichen ­ obwohl sie von ihren Lehrern als »für das Gymnasium geeignet« eingestuft worden waren.