Dem grauem Markt den Nährboden entziehen

Leserbrief zu den Artikeln „ Nachhilfe überwiegend privat" – von A wie Auxilio bis S wie Studienkreis" vom 01.10.08

Kritiklos wird in dem Artikel die Existenz des schulischen Parallelsystems am Nachmittag als selbstverständliche Tatsache hingenommen. Für den Leiter eines Gymnasiums gehöre Nachhilfe ja ohnehin "fast schon zum guten Ton". Pech nur für die, die sich diese zusätzliche Hilfe gerne leisten würden, deren Geldbeutel dies aber vielleicht nicht zulässt. Kein Wort darüber, dass sich auf diesem boomenden Markt neben seriösen Anbietern Scharlatane und Nichtskönner bis hin zu Organisationen wie Scientology und sogar rechte Parteien tummeln. Unerwähnt bleiben auch die oft prekären Arbeitsverhältnisse.

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang übrigens, dass die Nachhilfeinstitute von der Umsatzsteuer befreit sind. So dürften sicher jedes Mal, wenn ein Bundesland die Schulzeitverkürzung im Gymnasium beschlossen hat, in den Nachhilfeinstituten die Sektkorken geknallt haben. Alle bildungspolitischen Maßnahmen, die den Auslesedruck weiter erhöhen, sind ohnehin Gelddruckmaschinen für die kommerziellen Anbieter.

Wir von der GEW fordern, dass diesem grauen Markt der Nährboden entzogen wird. Unser Ziel muss es sein, dass die nötige Hilfe zum Lernen für das Kind in der Schule geleistet wird. Man schaue zum Beispiel auf den Pisa-Sieger Finnland, wo die private Milliarde für Nachhilfe in Form von etwas höheren Steuern an den Staat geht, der damit ein Schulsystem vorhält, das zusätzlichen individuellen Unterricht anbietet, wo und wie er gebraucht wird. Dieser Unterricht wird von Menschen gehalten, die das gelernt haben.

Isabella Zang, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft GEW Aschaffenburg-Miltenberg; Volkersbrunner Weg 13, Heimbuchenthal