Leserbrief MAIN-ECHO, 10. Oktober 2007

Pädadgogen als Zeitarbeiter: Der Einstieg in den Billiglehrer
Ausgabe 2. Oktober, Heimat-Rundschau: "Zeitarbeiter als Lehrer" (Bei drohendem Unterrichtsausfall können unterfränkische Schulleiter künftig Vertretungskräfte von Zeitarbeitsfirmen enagieren; dazu zählen zum Beispiel Diplom-Biologen, Historiker, Theologen oder andere Fachkräfte).
Lehrer als Zeitarbeiter - oder sollte man besser sagen als Tagelöhner? Man verweist auf das hessische Modell "Unterrichtsgarantie plus". Dass dieses wahrlich kein Erfolgsmodell ist, hat sich nach einem Jahr mehr als deutlich gezeigt.
Schulleiter, Lehrer, Schüler und Eltern können dem kaum etwas abgewinnen. Schulleiter beklagen den hohen bürokratischen Aufwand, Lehrer befürchten eine Entprofessionalisierung ihrer Arbeit, Schüler berichten von entnervten, überforderten Aushilfspädagogen, Eltern wissen ihre Kinder zwar "garantiert" aufbewahrt bis Unterrichtsschluss, zweifeln aber zu Recht an, ob diese auch gut unterrichtet werden.
Die bayerische Staatsregierung hat in den vergangenen Jahren leider Zehntausende von teuer ausgebildeten jungen Lehrkräften auf die Straße gesetzt. und durch Arbeitszeitverlängerung und große Klassen den Schülerberg zu untertunneln versucht. Die Rechnung ist offensichtlich nicht aufgegangen . Nun sollen Quereinsteiger, Pensionäre und sogar Eltern es richten und den Unterrichtsausfall auffangen.
Bedenklich ist aus unserer Sicht aber besonders, dass hier ein weiterer grauer Arbeitsmarkt entsteht mit undurchsichtigen und unsicheren Beschäftigungsverhältnissen oft unterhalb von Tarifverträgen und fernab aller Beteiligungsrechte von Personalvertretungen. Wir als Gewerkschaft lehnen dieses Modell der Unterrichtsversorgung, das wir als Einstieg in den "Billiglehrer" sehen, grundsätzlich ab. Wir sehen auch überhaupt keinen Anlass, den amtierenden Kultusminister aus der Verantwortung zu entlassen. Gerade weil der Lehrermangel sich bereits vor Jahren abgezeichnet hat . Kultusminister Schneider gehört seit Jahren jener in Alleinherrschaft regierenden Partei an, die seit Jahrzehnten die bayerische Bildungspolitik zu verantworten hat. Eltern, Schüler und die im Bildungsbereich Beschäftigten haben das Recht, dass Bildungspolitik geplant und nicht als Flickschusterei betrieben wird.