MAIN-ECHO, 27.09.2011

Unverbesserlich und borniert

Es ist kaum zu fassen, dass Kultusminister Spaenle unverrückbar am dreigliedrigen Schulsystem festhält. Verbissen stemmt er sich als bildungspolitische Galionsfigur der CSU gegen die Entwicklung in zahlreichen anderen Bundesländern, das dreigliedrige Schulsystem wie es in Bayern noch beibehalten wird, abzuschaffen. Das nicht nur von SPD und Grünen geforderte Konzept der Gemeinschaftsschule wird von Spaenle unverbesserlich borniert als sogenannte »Einheitsschule« diffamiert. Dabei belegen zahlreiche Studien die soziale Ungerechtigkeit des bayerischen Schulsystems, und dass der schulische Erfolg sehr von der sozialen Stellung der Eltern abhängt. Spaenle ignoriert dies. Auch dass ausgerechnet eine Gesamtschule aus Göttingen als beste Schule Deutschlands 2011 ausgezeichnet wurde, hat für die Vertreter des dreigliedrigen Schulsystems keine Bedeutung.

Zum neuen Schuljahr konzentriert sich das bayerische Kultusministerium erneut auf das »organisatorische Instrument des Mittelschulverbundes«. Mit der Begründung, möglichst viele Schulstandorte erhalten zu wollen, werden Hauptschulen in Verbünden zusammengefasst und zu Mittelschulen umbenannt. Die GEW betrachtet dies als einen untauglichen und letztendlich zynischen Versuch, das marode dreigliedrige Schulsystem mühsam zu erhalten. Zynisch ist diese Maßnahme auch deshalb, weil zunehmend mehr Schüler, die den mittleren Bildungsabschluss an der Haupt- oder Mittelschule erwerben, »Absteiger« aus anderen Schularten sind. Damit stellen Mittelschulen zum Teil auch ein »Auffangbecken« für an höheren Schulen gescheiterte Jugendliche dar. Diese haben sich vorher oft jahrelang an einer für sie falschen Schule herumgequält und müssen dann häufig nach vielen erniedrigenden Rückschlägen wieder neu zum Besuch der Mittelschule motiviert werden. An gemeinsamen Schulen für Schüler mit unterschiedlichem Leistungsniveau und unterschiedlichen Begabungen, aber eben individueller Förderung, würden ihnen diese frustrierenden Erfahrungen erspart.

Die GEW hält an der Forderung nach einer gemeinsamen Schulzeit für alle Kinder bis zum ersten Bildungsabschluss fest. Eine solche Schule muss dann auch so ausgestattet werden, dass sie sich auf alle Kinder einstellen und diese fördern kann, unabhängig von ihrer sozialen oder nationalen Herkunft, ihrer Religion, ihren unterschiedlichen Besonderheiten und Stärken. Martin Hahn, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW, Kreisverband Aschaffenburg-Miltenberg, Liesgrundstr. 1, Schöllkrippen