"Finanziell werden wir ausschließlich von bundesdeutschen Bürgern unterstützt. Unser Staat hat zur Zeit kein Geld, um es in Schulen zu stecken. Es fließt in die Verteidigung." Umso mehr zeigte sich Dona Alba Gomez Ortega für die finanzielle Hilfe dankbar, die die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Unterfranken ihrer Schule gewährt hat. Die Schule steht in Masaya, der zweitgrößten Stadt von Nicaragua. Sie wird von Dona Alba Gomez Ortega geleitet. Zur Zeit ist die Rektorin in Aschaffenburg, um über die Situation in ihrem Land zu berichten und um sich in bayerischen Schulen über das Bildungssystem zu informieren.
Die Rektorin, die auf Einladung der GEW nach Aschaffenburg gekommen ist, erzählte am Dienstag über den Werdegang der baulichen Erweiterung der Volksschule San Juan Bosco. Wie vorwenigen Tagen berichtet, hatte die GEW in einer Spendenaktion 60000 Mark gesammelt und mit dem Geld das Projekt unterstützt. So konnte die Volksschule, die im Armenviertel von Masaya steht, in einer Bauzeit von drei Jahren um sieben auf insgesamt 16 Räume vergrößert werden. Die Eltern selbst haben dazu rund 500 Mark beigesteuert.
Notwendig wurde die Erweiterung, weil aus Mangel an Räumen die Kinder der Bosco-Schule teilweise in der benachbarten Schule unterrichtet werden mußten. Nach Fertigstellung des Anbaus im Januar dieses Jahres wird die Volksschule von 1250 Kindern, die von 32 Lehrern unterrichtet werden, und 240 Erwachsenen, die sich geistig und handwerklich fortbilden, besucht. Dafür stehen noch 12 Lehrkräfte zur Verfügung. Der Unterricht erfolgt in drei Schichten.
Insgesamt verfügt die 50000 Einwohner große Stadt über 22 staatliche und vier private Schulen. Landesweit ist unter der sandinistischen Regierung der Prozentsatz von Analphabeten auf fünf Prozent gesunken. Vor 1979 betrug er 14 Prozent.
Die Rektorin bestätigte, daß die revolutionäre Erziehung im Unterricht eine bedeutende Rolle spielt. Dementsprechend seien die Schulbücher konstruiert. Den Kindern werde das Rechnen teilweise mit Hilfe von abgebildeten Raketen und Panzern beigebracht. Die Schulbücher selbst werden in der DDR gedruckt, weil es in Nicaragua kein Papier gebe. Den Inhalt der Schulbücher bestimme jedoch die sandinistische Regierung. Daß der Inhalt revolutionäre Ideen verbreite, sei normal. Die Rektorin: "Die Revolution ist in unserem Land schließlich Realität." Sogar Schüler seien im Kampf gegen die Contras umgekommen.
Dona Alba Gomez Ortega zeigte sich sicher, daß
sich ein hoher Prozentsatz der Bevölkerung mit der revolutionären Idee
identifiziere. Als Beweis nannte sie die große Beteiligung an Demonstrationen,
die ohne Druck der Regierung zustande käme. Ebenso würde auch kein politischer
Druck auf die Schüler ausgeübt, sagte sie. Jeder könne seine Meinung frei
einmal äußern, ohne Repressalien befürchten zu müssen.
Der Kreisvorsitzende der GEW, Albrecht Sylla, versprach für seine Gewerkschaft,
ein weiteres Schulprojekt in der Nähe von Masaya zu unterstützen.
In den Schulen von Nicaragua spielt die revolutionäre Erziehung eine bedeutende Rolle. Das bestätigte Dona Alba Gomez Ortega, die eine Schule in der zweitgrößten Stadt von Nicaragua, in Masaya, leitet. Die Rektorin ist derzeit in Aschaffenburg zu Gast der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Mit einer Spendenaktion ermöglichte es die Lehrergewerkschaft, daß die Volksschule San Juan Bosco in Masaya erweitert werden konnte.
MAIN-ECHO 23.7.1986